Ernährung: Wie schädlich ist Salz für Babys und Kleinkinder?

Ein Baby isst genüsslich mit dem Löffel seine Frühstücks-Cerealien - in vielen Cerealien ist Salz enthalten. Quelle: Shutterstock

Hoher Blutdruck und Nierenprobleme: Zu viel Salz gefährdet die Gesundheit – speziell bei Babys und Kleinkindern. Beikost und anfängliche Mahlzeiten sollten daher speziell salzarm sein.

Dieser Artikel dreht sich um folgende Fragen: Wie viel Salz dürfen Babys und Kleinkinder zu sich nehmen? Was passiert bei zu hoher Salzaufnahme? Ist Salz generell schlecht?

Salz ist ein Geschmacksträger – und daher aus vielen Gerichten nicht wegzudenken. Und Salz ist unentbehrlich, denn es ist notwendig für wichtige Körperfunktionen.

Doch in den meisten Staaten wird viel zu viel Salz gegessen. Und zu viel Salz ist schädlich, weil es etwa hohen Blutdruck bedingt.

Bis die Nieren voll entwickelt sind (mit ca. 2 Jahren) sollten Kinder speziell wenig Salz essen. Denn bis dahin kann der Körper die Übermenge kaum ausscheiden und die Nieren nehmen schnell Schaden.

Warum ist Salz für Babys und Kleinkinder schädlich?

  • Zu viel Salz ist für Kinder und Erwachsene schädlich, weil es hohen Blutdruck begünstigt.
  • Wird im Kindesalter hoher Blutdruck entwickelt, wird man den oft auch im Erwachsenenalter nicht los.
  • Die sich entwickelnden Nieren von Babys und Kleinkinder können leicht Schaden nehmen, weil sie Salz nicht gut ausscheiden können.
  • Wenn Kinder an salzigen Geschmack gewöhnt werden, essen sie häufig auch später (zu) viel Salz, wodurch sich im Laufe des Lebens Bluthochdruck entwickeln kann.

Wenn Babys mit Beikost starten, beginnt eine essentielle Phase der Geschmacksentwicklung. Jetzt ist es an den Eltern, Abwechslung zu etablieren und ihre Kinder den Geschmack vieler verschiedener (unverarbeiteter) Lebensmittel kennenlernen zu lassen.

Wird dagegen von vornherein überall Salz beigegeben, prägt dies den Geschmack. Kinder, die im Baby- und Kleinkindalter bereits salzreiche Kost bekommen, tendieren auch im späteren Leben zu einer (zu) hohen Salzaufnahme (vgl. Cribb et al., 2012). Darunter kann (irgendwann) die Gesundheit leiden: Denn eine erhöhte Salzaufnahme steigert den Blutdruck und kann – früher oder später – zu (chronischem) Bluthochdruck führen (vgl. z.B. Gilbert/Heiser, 2005).

Die Salzmenge im Körper beeinflusst nämlich substanziell das Blutvolumen und damit den Blutdruck. Bei erhöhter Salzaufnahme steigt der Natrium-Spiegel im Blut an, woraufhin der Körper nach mehr Flüssigkeit (Wasser) verlangt. Durch die dadurch vermehrte Flüssigkeitsaufnahme erhöht sich wiederum das Blutvolumen. Und bei erhöhtem Blutvolumen steigt der Blutdruck – das Herz muss mehr arbeiten und der Druck auf die Blutgefässe nimmt zu.

Wer bereits im Kindesalter Bluthochdruck entwickelt, leidet nicht selten auch als Erwachsener darunter (vgl. Lawlor/Davey-Smith, 2005).

Für Babys und Kleinkinder ist ein zu hoher Salzkonsum zudem speziell gefährlich, weil die Nieren noch nicht voll funktionsfähig sind: Während Erwachsene das Zuviel an Salz über die Nieren ausscheiden können, gelingt das den Nieren von Babys und Kleinkindern noch nicht. Durch viel Salz werden die sich entwickelnden Nieren daher stark belastet. (vgl. Cribb et al., 2012)

Hinzu kommt, dass Kinder viel kleinere Mengen Salz benötigen und auch vertragen als Erwachsene. Durch das viel geringere Körpergewicht kann es schneller zu einer Salzvergiftung kommen – dies setzt aber einen akut übermässigen Verzehr voraus und kommt glücklicherweise nur sehr selten vor. Die kritische Menge beträgt laut Toxikologen 0.5 bis 1 Gramm Salz pro Kilogramm Körpergewicht.

Normalerweise wehrt sich der Körper mit Ausspucken, Erbrechen und Durchfall gegen die zu hohe plötzliche Salzaufnahme. Einzelfälle gibt es dennoch: Im März 2004 kam in Rheinland-Pfalz ein vierjähriges Mädchen sogar ums Leben, weil es von seiner Stiefmutter gezwungen wurde, einen versalzenen Pudding aufzuessen.

Wie viel Salz sollten Babys und Kleinkinder essen?

  • Babys im 1. Lebensjahr sollten max. 1g Salz pro Tag verzehren, Kleinkinder max. 2g pro Tag.
  • Muttermilch hat einen geringen (genau abgestimmten) Salzgehalt. Die WHO empfiehlt 6 Monate ausschliessliches Stillen.

Zu viel Salz ist für Babys und Kleinkinder also ungesund oder – in ganz grossen Mengen – sogar gefährlich. Aber wie viel ist zu viel? Wie viel Salz können Babys und Kleinkinder bedenkenlos essen? Wie viel sollten sie essen? Welche Empfehlungen gibt es?

Zu Beginn erhalten Babys die genau abgestimmte Menge Salz aus der Muttermilch (bzw. Ersatzmilch). Säuglinge benötigen und vertragen nur wenig Salz, daher hat die Muttermilch einen geringen Salzgehalt (in 100 Milliliter Muttermilch sind etwa 15 bis 17 Milligramm Natrium enthalten). Solange sich Babys ausschliesslich von Muttermilch ernähren, laufen sie keine Gefahr, zu viel Salz aufzunehmen. Oft ergibt sich aber mit Start der Beikost bereits ein zu hoher Salzkonsum. Auch deshalb empfiehlt die WHO (World Health Organisation) 6 Monate ausschliessliches Stillen, um den Start salzreicher Ernährung heraus zu zögern (das ist natürlich nur ein Grund unter vielen).

Für ältere Säuglinge und Kleinkinder gelten folgende Empfehlungen:

  • im ersten Lebensjahr: max. 1 Gramm Salz pro Tag
  • mit 1 bis 3 Jahren: max. 2 Gramm Salz pro Tag.

Zum Vergleich: Für Erwachsene sind 5 bis 6 Gramm Salz pro Tag empfohlen, wobei dies nicht von allen Wissenschaftlern unterstützt wird. Es gibt Evidenz dafür, dass die geringste Gefahr für Krankheiten bei einer höheren Zufuhr – 7.5 bis 12.5 Gramm – gegeben ist, was eher der heutigen Durchschnitts-Aufnahme entspricht. (vgl. Zhu et al., 2018 / O’Donnell et al., 2015)

Die Richtwerte für Säuglinge und Kleinkinder sollten dagegen nicht überschritten werden. Zu beachten gilt ausserdem, dass jegliches Salz zählt, das sich in jeglichen versteckt. Denn durchschnittlich nehmen wir sehr viel Salz aus verarbeiteten Lebensmitteln auf – viel mehr, als wir dem Essen selbst zufügen (beim Kochen, am Tisch) (vgl. Cribb et al., 2012). Während der Produktion werden vielen Lebensmitteln erhebliche Mengen Salz zugeführt – sei es für den Geschmack, die Aromaentwicklung oder die Haltbarkeit.

Für Babys und Kleinkinder gilt daher: Möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel anbieten und der Kost selbst kein Salz zufügen.

In welchen Lebensmitteln, die Babys und Kleinkindern oft gegeben werden, versteckt sich viel Salz?

So kann es aussehen, wenn ein Baby seine Pasta geniesst. Saucen für Babys und Kleinkinder werden am besten frisch und selbst zubereitet und nicht gesalzen. Fertigprodukte enthalten meist grosse Mengen Salz. Quelle: Shutterstock.
  • Produkte aus Kuhmilch (z.B. Käse) enthalten recht viel Salz.
  • Brot, Wurstwaren und Cerealien haben ebenfalls einen hohen Salzgehalt.

Schon bei Beikoststart werden häufig salzhaltige Lebensmittel gegeben: Beliebt sind beispielsweise Brot, Frühstückscerealien oder Käse. Doch all diese Produkte enthalten viel Salz:

  • 100 Gramm Frühstückscerealien: ca. 0.7 Gramm Salz
  • 1 Vollkornbrötchen: ca. 1 Gramm Salz
  • 70 Gramm Käse (Gruyère): 1 Gramm Salz
  • 1 Bratwurst: 2 Gramm Salz
  • 1 Tasse Crèmesuppe: 2 Gramm Salz.

Mit solch salzhaltigen Produkten ist die maximal empfohlene Salzmenge für Babys (1 Gramm) und Kleinkinder (2 Gramm) pro Tag schnell erreicht.

Vorsicht ist auch bei Kuhmilch geboten. Im Gegensatz zu Muttermilch ist sie nämlich ziemlich salzhaltig: 100 Milliliter Kuhmilch enthalten ca. 47 Milligramm Natrium (Muttermilch 15 bis 17 Milligramm). Im ersten Lebensjahr sollte Kuhmilch aus diesem und weiteren Gründen (z.B. wegen des hohen Eiweiss-Gehalts, der für die Nieren schwierig ist) nicht angeboten werden. Auch später macht es Sinn, Kuhmilch nur in kleinen Mengen zu konsumieren.

Dass Kinder tatsächlich häufig salzreiche Lebensmittel konsumieren zeigt zum Beispiel die Studie von Cribb und seinem Forschungsteam (2012). In der Studie nahmen die Wissenschaftler die Salzaufnahme von 1’178 Babys (zum Messzeitpunkt 8 Monate alt) unter die Lupe. Die meisten Säuglinge erhielten bereits mit 3 bis 4 Monaten zum ersten Mal salzhaltige Lebensmittel, meist in Form von Reis, Zwieback oder anderen Cerealien. Rund ein Viertel der Babys erhielt im Alter von 8 Monaten regelmässig mehr als 1g Salz pro Tag (die Studie kommt übrigens aus Gross-Britannien, wo für die ersten 12 Monate eine Empfehlung von 400mg Salz pro Tag gilt: Ganze 70 Prozent lagen über diesem Wert). Beim Blick auf die Nahrung zeigte sich: Der Grossteil der Kinder mit hoher täglicher Salzaufnahme trank viel Kuhmilch (teils als Hauptgetränk). Zudem konsumierten die meisten der Babys Brot mit salzigen Belägen, einige erhielten Fertiglebensmittel wie Nudelgerichte aus Dosen.

Ist Salz generell schädlich? Gibt es auch Positives?

  • Salz ist lebensnotwendig, da es unseren Flüssigkeitshaushalt steuert.
  • Der Mensch benötigt regelmässig eine Mindestmenge an Salz.
  • Die Gefahr für einen Salzmangel ist sehr gering, da in sehr vielen Lebensmitteln Salz enthalten ist.

Salz besteht aus Natrium (40 Prozent) und Chlorid (60 Prozent) – beides ist für den menschlichen Organismus sehr wichtig, sogar überlebenswichtig. Denn Natrium ist in Verbindung mit Chlorid massgeblich an der Regulation des Flüssigkeitshaushalts im Körper beteiligt, wodurch wiederum der Blutdruck reguliert wird. Zudem werden die Mineralstoffe benötigt, um den Säure-Basen-Haushalt zu steuern sowie für den Transport von Nährstoffen durch die Zellmembranen sicherzustellen. Chlorid wirkt ebenfalls bei der Herstellung von Verdauungssäften mit (als Salzsäure im Magen). Natrium ist des Weiteren wichtig für die Signalleitung auf Nervenbahnen: Eine gute Weiterleitung der Impulse ist wiederum zentral für die Funktion der Muskeln, auch der Herzmuskeln. (vgl. Turck at al., 2019a/b)

Der Mindestbedarf an Salz für Erwachsene wird auf 1.25 bis 2.5g pro Tag geschätzt (vgl. European Food Safety Authority, 2019). Diese Menge reicht aus, um die Körperfunktionen sicherzustellen. Bei starkem Schwitzen (z.B. beim Training) steigt der Salzbedarf an, genauso bei Krankheiten wie Magen-Darm-Infektionen, mit denen ein hoher Salzverlust einhergeht.

Bei zu geringer Salzaufnahme bzw. Salzmangel gerät der Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht, der Blutdruck fällt ab. Wie auch bei Überkonsum gerät man beim Salzmangel in einen Teufelskreis: Man verspürt weniger Durst, es wird noch weniger getrunken, der Flüssigkeitsspiegel sinkt weiter ab.

Die Gefahr für einen Salzmangel ist allerdings gering, da in sehr vielen Lebensmitteln Salz enthalten ist, so dass wir kaum zu wenig aufnehmen können.

Ein kleines Resümee…

Wenn Kinder das Beikostalter erreichen, stehen Eltern vor der Frage, wie sie die Nahrung für den Nachwuchs gestalten sollen. Ratschläge gibt es mehr als genug – doch worauf kommt es wirklich an? Den Salzgehalt möglichst geringzuhalten, ist ein wichtiger Faktor, da der kindliche Körper auf Salz sehr sensibel reagiert. Daneben sollte die Kost natürlich nährstoff- und vitaminreich sein, gesunde Fette enthalten, zuckerfrei oder -arm sein und Abwechslung bieten. Langes begleitendes Stillen (über das erste Lebensjahr hinaus) bietet dem Kind eine weitere, sehr wertvolle Quelle an Nährstoffen und Spurenelementen, aber auch Immun- und Abwehrstoffen. Die WHO empfiehlt nicht umsonst das Stillen für 2 Jahre und darüber hinaus.

Zum Thema Salz lässt sich sagen – es ist wie bei vielem: Auf das richtige Mass kommt es an. Zu viel Salz ist schädlich, vor allem für Kinder – da gibt es nichts wegzudiskutieren. Aber man muss auch nicht gänzlich auf salzhaltige Lebensmittel verzichten – vor allem, wenn das Kind mindestens das erste Lebensjahr vollendet hat. Sicher ist es empfehlenswert, so wenig verarbeitete Produkte wie möglich zu konsumieren (auch für Erwachsene!) und dem Essen kein Salz beizugeben, wenn kleine Kinder mitessen (Erwachsene können bei Bedarf am Tisch nachsalzen). Kinder vermissen das Salz nämlich nicht, so lange sie es nicht gewohnt sind.

Es ist im Alltag aber gar nicht so einfach, den Salzkonsum gering zu halten, da so viele alltägliche Lebensmittel salzreich sind. Dennoch gibt es meist Alternativen: Brot zum Beispiel enthält in der Regel recht viel Salz – zudem wird es oft mit salzhaltigen Belägen wie Käse oder Wurst angeboten. Salzarm und damit besser geeignet wären zum Beispiel folgende Aufstriche:

  • Avocado
  • Nussmus
  • Fruchtmus
  • Hummus (selbst gemacht, ohne Salzbeigabe).

Wer Brot selbst backt, kann auch hier gut das Salz reduzieren (oder sogar ganz weglassen). Aber wenn auf einen salzigen Belag verzichtet wird, vertragen Babys und Kleinkinder auch gut ein Stück Brot vom Bäcker.

Salz ist nicht generell schlecht oder schädlich – im Gegenteil: Salz ist notwendig, um wichtige Körperfunktionen sicherzustellen. Der Mensch benötigt die Mineralstoffe Natrium und Chlorid. Ein zu tiefer Salzkonsum ist genauso schädlich und gefährlich wie ein zu hoher Salzkonsum. Allerdings ist eine zu geringe Salzaufnahme (in unserer Gesellschaft) unwahrscheinlich (ausser kurzzeitig bei Krankheiten und exzessivem Sport mit extremem Schwitzen, wodurch der Salzbedarf ansteigt), da Salz in sehr vielen Lebensmitteln vorhanden ist, die zu unserer Basisernährung gehören. Ein zu hoher Salzkonsum ist dagegen sehr verbreitet und deshalb in aller Munde.

Wie steht ihr zum Thema salzhaltige Lebensmittel für Babys und Kleinkinder? Worauf achtet ihr insbesondere? Habt ihr Tipps für andere Eltern? Nutzt doch bitte die Kommentarfunktion: Ich freue mich auf einen interessanten Austausch!

Quellenangaben

Cribb, V., Warren, J., Emmett, P. (2012). Contribution of inappropriate complementary foods to the salt intake of 8-month-old infants. European Journal of Clinical Nutrition (66), 104–110.

European Food Safety Authority., 2019. Dietary reference values for sodium. EFSA Journal, 17(9):5778.

Gilbert, P. A., Heiser, G. (2005). Salt and health: the CASH and BPA perspective. Nutr. Bull (30), 62–69.

Lawlor, D. A., Davey-Smith, G. (2005). Early life determinants of adult blood pressure. Curr Opin Nephrol Hypertens (14), 259–264.

O’Donnell, M., Mente, A., Yusuf, S. (2015). Sodium intake and cardiovascular health. Circ.Res. (116), 1046-1057.

Turck, D., Castenmiller, J., de Henauw, S., Hirsch-Ernst, K.-I., Kearney, J., Maciuk, A. et al. (2019). Dietary reference values for sodium. EFSA J. (17): 1326.

Turck, D., Castenmiller, J., de Henauw, S., Hirsch-Ernst, K.-I., Kearney, J., Knutsen, H. K. et al. (2019). Dietary reference values for chloride. EFSA J. (17), 69.

Zhu, Y., Zhang, J., Li, Z., Liu, Y., Fan, X., Zhang, Y. et al. (2018). Association of sodium intake and major cardiovascular outcomes : a dose-response meta-analysis of prospective cohort studies. BMC Cardiovasc. Disord. (18), 192.

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