Frühes Durchschlafen – das wünschen sich die meisten Eltern hierzulande. Doch leider sieht die Realität oft anders aus. Denn lange am Stück zu schlafen, ist wider die Natur unserer Babys.
Aber warum ist das so? Wieso wachen Babys oft auf? Wie viel Schlaf brauchen sie? Wie sieht die Schlafentwicklung aus? Und: Was kann man für guten Schlaf tun?
Wenn Babys (und Kleinkinder) nachts häufig erwachen, kann das für die Eltern (häufig speziell für die Mütter) sehr anstrengend sein. Ein einziges Mal durchschlafen zu können, ist da oft der sehnlichste Wunsch – vor allem wenn der Nachwuchs im Bekanntenkreis (scheinbar) schon sechs Wochen nach Geburt stundenlang friedlich im Bettchen schlummert.
Der Schlaf ist ein grosses Thema unter frischgebackenen (und auch etablierten) Eltern. In diesem Artikel möchte ich daher folgenden Fragen nachgehen: Was ist normales kindliches Schlafverhalten? Haben wir falsche Erwartungen? Wie sieht natürlicher Babyschlaf aus? Können wir den Schlaf beeinflussen? Wie zentral ist die Hirnreife? Wie unterschiedlich kann der Schlafbedarf sein? Wo schlafen Babys (am besten)? Und: Schlafen gestillte Babys schlechter?
Schlafentwicklung: Babyschlaf versus Erwachsenenschlaf
- Babys verbringen mehr Schlafzeit im aktiven REM-Schlaf als Erwachsene.
- Häufiges nächtliches Aufwachen (3 bis 7mal pro Nacht) ist für Babys und Kleinkinder normal und natürlich.
- Mit der Reifung des Gehirns entwickelt sich auch der Baby-Schlaf.
Babys schlafen anders als Erwachsene. Der Schlaf entwickelt sich durch das gesamte Kinder- und Jugendalter hindurch. Die schnellste Schlaf-Entwicklung macht ein Kind aber im ersten Lebensjahr durch. Das Gehirn durchläuft in dieser Zeit einen enormen Reifungsprozess. Dieser ist nötig, um eine differenzierte Schlafstruktur herauszubilden. Wie «gut» ein Baby schläft, ist also erst einmal abhängig von der Hirnreife. (vgl. z.B. Benz/Jenni, 2014)
Und was ist mit einer «differenzierten Schlafstruktur» gemeint? Babys, Kinder und Erwachsene schlafen nie «gleichmässig tief» die ganze Nacht durch. Im Verlaufe des Schlafs werden unterschiedliche Phasen durchlaufen. Grundsätzlich gibt es zwei Schlafstadien, die sich abwechseln (Schlafzyklen): Den REM-Schlaf («Rapid Eye Movement») und Non-REM-Schlaf. In REM-Schlafphasen lassen sich hinter den Lidern rasche Augenbewegungen erkennen – daher die Bezeichnung. Zudem ist die Atmung unregelmässig, die Muskeln sind entspannt und Traumerinnerungen sind häufiger. In Non-REM-Phasen («Tiefschlaf») bewegen sich die Augen nicht, die Atmung ist regelmässig und Traumerinnerungen sind seltener. Wird die elektrische Aktivität des Gehirns gemessen, zeigt sich in den beiden Schlafstadien ein unterschiedliches Muster. (vgl. Benz/Jenni, 2014)
Bei Babys werden REM-Schlafphasen laut Benz und Jenni (2014) auch als «aktive Schlafphasen» bezeichnet, da sie sich in diesen Perioden oft bewegen und leichter zu wecken sind. In Non-REM-Phasen sind sie dagegen ganz ruhig.
Im Gegensatz zu Erwachsenen starten Neugeborene mit einer REM-Phase in den Schlaf; zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat stellt sich der Schlafbeginn um und der Schlaf startet mit einer Non-REM-Phase (vgl. Wolke, 1994). In den ersten Monaten ist es daher ratsam, die erste REM-Phase abzuwarten, bevor ein Baby abgelegt wird, nachdem es etwa auf dem Arm eingeschlafen ist. Wird gewartet, bis das Baby in die ersten Non-REM-Phase wechselt, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass es beim Ablegen nicht aufwacht.
Babys verbringen einen erheblich grösseren Anteil ihres Schlafes im REM-Schlaf als Erwachsene. Bei Neugeborenen macht der REM-Schlaf über die Hälfte des Gesamtschlafes aus (vgl. Sadeh et al. 1996). Bis zum Alter von zwei Jahren geht der Anteil des REM-Schlafes dann auf etwa 35 Prozent zurück (vgl. Anders et al., 2000). Bei Erwachsenen sind es noch 20 bis 25%.
Für Babys (und Kleinkinder) ist nächtliches Erwachen normal und natürlich. Menschenkinder werden nicht mit der Fähigkeit geboren, nachts durchzuschlafen. Kleinkinder wachen im Schnitt zwischen 3- und 7mal pro Nacht auf. Und gerade in den ersten 6 Lebensmonaten ist häufiges Aufwachen wichtig, um genügend Nahrung aufnehmen zu können. Interessant ist, dass das nächtliche Erwachen keine Belastung für die Kinder darstellt (gemeint sind kurze Aufwachphasen). Anstrengend ist es dagegen für die Erwachsenen, die an lange durchgängige Schlafzeiten gewöhnt sind und nach nächtlichem Erwachen oft schwer in den Schlaf zurückfinden. (vgl Wolke et al. 1998)
Es ist im Übrigen auch normal, dass Babys mit 8 bis 12 Monaten nochmals vermehrt aufwachen – das gehört zur Entwicklung (vgl. Brazelton, 2008).
Neugeborene haben noch keinerlei Schlafrhythmus. Schlaf- und Wachperioden sind gleichmässig über 24 Stunden verteilt (wie im Mutterleib). Helligkeit und Dunkelheit spielen dabei noch keine Rolle. Während der ersten Monate geschieht eine schrittweise Anpassung des Schlafverhaltens an den Tag-/Nachtrhythmus («zirkadischer» Rhythmus). Langsam wird der Schlaf umverteilt und immer mehr in die Nacht verschoben. (vgl. Benz/Jenni, 2014)
Einige Kinder entwickeln im Zuge der Anpassung der Schlafperioden relativ schnell von selbst einen Rhythmus, andere tun sich damit schwerer bzw. benötigen mehr Zeit. Manchen Kindern tut es gut, wenn die Eltern regelmässige Tagesstrukturen vorgeben (Aktivität, Ruhe, Mahlzeiten), damit sie ihre «innere Uhr» danach stellen können und so zum Beispiel besser in den Schlaf finden. (vgl. Benz/Jenni, 2014)
Schlafbedarf: Wie viel Schlaf brauchen Babys und Kleinkinder?
- Der Schlafbedarf ist bei Babys genauso wie bei Erwachsenen vor allem eines: individuell. Es gibt sehr grosse Unterschiede zwischen gleichaltrigen Babys und Kleinkindern.
- Generell bleibt der Schlafbedarf während des ersten Lebensjahrs ähnlich, der Schlaf wird lediglich in die Nacht «umverteilt».
- Ab dem 2. Lebensjahr verkürzt sich die Gesamtschlafzeit.
Es gibt Viel-Schläfer und Wenig-Schläfer – unter Erwachsenen, aber auch unter Kindern und Babys. Das Schlafbedürfnis ist sehr individuell, hoch oder tief, bleibt aber in der Regel das ganze Leben über konstant. Das heisst: Wer schon als Baby wenig Schlaf brauchte, wird auch als Kind und als Erwachsener eher wenig schlafen. (vgl. Benz/Jenni, 2014)
Natürlich gibt es aber Durchschnittswerte: Neugeborene schlafen im Schnitt 14.5 Stunden pro Tag, Einjährige brauchen immer noch ähnlich viel Schlaf (14 Stunden). Im ersten Lebensjahr verlagert sich der Schlaf hauptsächlich: Schlafen Neugeborene noch gleichverteilt über 24 Stunden, nimmt der Tagschlaf bis zum ersten Geburtstag rapide ab. Danach verkürzt sich der Gesamtschlaf: Bis zum Alter von 2 Jahren schrumpft der Schlafbedarf auf gut 13 Stunden, Vierjährige benötigen noch etwa 12 Stunden. (vgl. Benz/Jenni, 2014)
Die Varianz ist gross: Nach Benz und Jenni (2014) schlafen manche Babys mit einem Monat 19 Stunden am Tag – andere gerade einmal 9 Stunden. Im Alter von 6 Monaten reicht die Bandbreite von 10 bis 18 Stunden. Mit zunehmendem Alter wird der Unterschied kleiner: Unter Dreijährigen differiert der Schlafbedarf noch zwischen gut 10 Stunden und knapp 15 Stunden.
Aber warum ist die Beachtung des individuellen Schlafbedarfs so wichtig? Ganz einfach: Mehr als die benötigten Stunden kann man nicht schlafen! Verbringt ein Baby mehr Zeit im Bett, liegt es wach. Laut Benz und Jenni (2014), beide Ärzte am Kinderspital Zürich, basieren Ein- und Durchschlafprobleme nicht selten auf einem falsch eingeschätzten Schlafbedürfnis. Wenn Babys zu früh hingelegt werden, können sie nicht einschlafen oder wachen mitten in der Nacht auf, weil ihr Schlafbedarf erfüllt ist (auch mehrmaliges Erwachen und Wiedereinschlafen ist möglich). Zur Ermittlung des individuellen Schlafbedarfs eines Babys kann ein sogenanntes Schlafprotokoll oder 24-Stunden-Protokoll helfen. Das Dokument des Kinderspitals Zürich findet ihr hier.
Wie lange brauchen Babys nachts Nahrung? Schlafen gestillte Babys schlechter?
- Im ersten halben Jahr sind Babys unbedingt auf regelmässige Mahlzeiten über 24 Stunden angewiesen.
- Viele Kinderärzte hierzulande sind der Meinung, dass Kinder ab 6 Monaten ohne nächtliche Nahrung auskommen.
- Andere Stimmen plädieren dafür, dass Kinder aufgrund ihrer rasanten Entwicklung (viel) länger nachts Nahrung benötigen (können).
- Stillen ist nicht nur Nahrungsaufnahme sondern auch Zuwendung/Nähe, die noch viel länger wichtig ist (gerade nachts!).
- Gestillte Babys erwachen tatsächlich meist häufiger als PRE-ernährte Babys.
Wenn Babys (und Kleinkinder) nachts erwachen, verlangen sie häufig nach der Brust oder dem Fläschchen. Kleine Babys sind auf die Zwischenmahlzeiten angewiesen, ihr Magen ist schlicht zu klein, um eine grosse Menge auf einmal aufzunehmen und anschliessend längere Zeit ohne Nahrung auszuhalten. Dass Babys in den ersten 6 Monaten nachts wie tags gefüttert werden müssen, ist (heute) unumstritten. Unterschiedliche Meinungen gibt es allerdings dazu, wie lange Kinder die nächtlichen Mahlzeiten weiter brauchen.
Nach den Empfehlungen des Kinderspitals Zürich (Benz und Jenni, 2014) braucht ein gesundes Kind ab vollendeten 6 Monaten nachts nicht mehr unbedingt Nahrung. Benz und Jenni (2014) gehen davon aus, dass die Mahlzeiten weiterhin aus Gewöhnung eingefordert werden. Da Babys häufige Mahlzeiten gewohnt sind, wachen sie nachts auf, weil sie Hunger verspüren. Damit es aufgrund eines Hungergefühls nachts nicht weiter zu häufigem Erwachen kommt, raten Benz und Jenni (2014) dazu, ab einem Alter von 6 Monaten die Stillabstände zu vergrössern – zunächst am Tag, danach in der Nacht. Falls Flaschennahrung gegeben wird, könne diese immer mehr verdünnt werden, um die nächtlichen Mahlzeiten abzugewöhnen.
McKenna (2008) ist dagegen der Meinung, dass auch nach 6 Monaten nachts weitergestillt werden solle (oder alternative Ernährung). Im gesamten ersten Lebensjahr wachse das Gehirn enorm (nach einem Jahr mehr als doppelt so gross), dafür seien nächtliche Mahlzeiten wichtig. Denn das Hauptwachstum geschieht während des Schlafens. Auch laut Lüpold (2014) können Kinder nach 6 Monaten noch auf nächtliche Nahrung angewiesen sein: Da sie viel Zeit im REM-Schlaf verbringen, in dem das Gehirn und die Atmung auf Hochtouren laufen, (ver)brauchen sie nachts viel Energie. Und diese ausgedehnten REM-Schlaf-Phasen sind wichtig, da in dieser Zeit essenzielle Entwicklungsschritte ablaufen. Gestillte Kinder verbringen durchschnittlich übrigens noch etwas mehr Zeit im REM-Schlaf als flaschenernährte Kinder (vgl. Lüpold, 2014) – möglicherweise, weil sie meist häufiger zur Nahrungsaufnahme erwachen. Neben der Wichtigkeit für die Entwicklung ist der REM-Schlaf auch SIDS-Prävention: Im aktiven REM-Schlaf ist die Gefahr für den plötzlichen Kindstod kleiner als im ruhigen Tiefschlaf (vgl. Lüpold, 2014).
Unsere Vorfahren stillten ihre Kinder gemäss Evolutionsbiologen übrigens vermutlich 2 bis 7 Jahre (vgl. z.B. Renz-Polster, 2010; Blaffer, 2010) – und dies nach Bedarf tags und nachts. Laut Lüpold (2014) gedeihen Kinder, die lange auch nachts nach Bedarf gestillt werden, in der Regel sehr gut. Und Stillen ist nicht nur Nahrungsaufnahme: Stillen ist auch Zuwendung, fördert eine sichere Bindung, senkt den Blutdruck, optimiert die Atmung, hilft bei Erkrankungen oder Schmerzen und spendet Trost (vgl. Lüpold, 2014). Gerade nachts suchen Kinder Nähe oft noch stärker als tagsüber – und die Brust ist für Stillkinder der sichere Hafen. Da ist es nicht verwunderlich, dass gestillte Kinder die nächtlichen Mahlzeiten in der Regel später aufgeben als PRE-ernährte Altersgenossen (vgl. Ball, 2003). Nachts früh abzustillen ist im Übrigen auch in puncto Milchbildung nicht ratsam: Denn gerade nachts ist der mütterliche Prolaktin-Spiegel erhöht (vgl. Lüpold, 2014).
Für Kinder ist (langes) nächtliches Stillen also ideal. Doch Fakt ist auch, dass gestillte Kinder in der Regel nachts häufiger erwachen. In einer Studie von Ball (2003) wurden 253 Familien die ersten 4 Monate nach der Geburt begleitet. Die Eltern schrieben ein Schlaf-Log-Buch und wurden befragt. Das Ergebnis zeigt, dass gestillte Kinder signifikant häufiger erwachen als PRE-ernährte Kinder. Ein Grund dafür ist vermutlich, dass Muttermilch schneller verdaut ist (innerhalb von 1 bis 2 Stunden), während Ersatzmilch oft länger anhält. Für die Entwicklung und das Wachstum des kindlichen Gehirns hat die Muttermilch aber die ideale Zusammensetzung (kohlenhydratreich und protein- sowie fettarm) (vgl. McKenna, 2008).
Und auch für die Mütter hat nächtliches Stillen (gegenüber dem Geben von Flaschenmilch) Vorteile: Die Mütter werden (wenn sie mit dem Kind gemeinsam schlafen) selten aus dem Tiefschlaf gerissen, weil sich die Schlafphasen anpassen. Zudem lassen sich die Wachphasen oft sehr kurz und gemütlich halten, weil man nicht aufstehen muss, sondern alles an Ort und Stelle hat. So ist auch das Wieder-Einschlafen meist einfacher. (vgl. Lüpold, 2014)
Einschlafen und nächtliches Erwachen: Hängen Einschlafen und Durchschlafen zusammen? Wie viel Einschlafhilfe ist gut? Ist Stillen eine geeignete Einschlafhilfe?
- Es ist normal, dass Babys nicht allein einschlafen können.
- Einschlafstillen ist eine natürliche Einschlafhilfe und vorteilhaft, da Muttermilch wie ein Schlafmittel wirkt.
- Es kann sein, dass Babys nach dem Abstillen (bzw. Aufhören des Einschlafstillens) besser «durchschlafen». Für Babys ist nächtliches Stillen aber ideal – Abstillen ist daher immer im Interesse der Eltern und dient nicht der kindlichen Entwicklung.

Einschlafen kann für Babys und Kleinkinder eine echte Herausforderung sein: Oft dauert es lange, bis sie in den Schlaf finden, manche scheinen sich mit Winden und Schreien gegen das Einschlafen zu wehren. Aber warum? Einzuschlafen ist eine Trennungssituation, erklärt Lüpold (2014). Natürlich und verständlich also, dass viele Babys dabei den Körperkontakt nicht abbrechen lassen wollen. Gerade wenn sie müde sind, wird ihr Bindungssystem aktiviert, sie wollen am liebsten auf den Arm ihrer Bindungsperson oder wenigstens nah zu ihr. Aus evolutionärer Sicht macht das natürlich auch Sinn: Ganz nah bei einem Erwachsenen war es am sichersten. Manche fühlen sich nur mit der Brust im Mund richtig sicher und möchten gar nicht loslassen (vgl. Lüpold, 2014).
Auch für häufiges nächtliches Erwachen gibt es eine evolutionäre Erklärung: Babys vergewissern sich immer wieder, ob noch alles «in Ordnung» ist, sie nicht allein (und schutzlos ausgeliefert) sind. Ist alles okay, können Sie beruhigt wieder einschlafen (falls alle Bedürfnisse erfüllt sind). Wenn nicht, wird lautstark Alarm geschlagen. Dass wir heute in unserer Gesellschaft «in Sicherheit» leben und das Baby auch im Nachbarzimmer kein wildes Rudel anfallen würde, muss das Baby erst lernen – allein im Bett zu liegen entspricht nicht dem natürlichen Trieb, genauso wenig wie durchzuschlafen.
Wie bereits beschrieben (Kapitel zum Babyschlaf) ist nächtliches Erwachen im Baby- und Kleinkindalter ganz normal. Wenn Kinder «durchschlafen» heisst das nicht, dass sie nicht erwachen, sondern lediglich, dass sie ohne elterliche Hilfe wieder einschlafen können.
Doch hängen Einschlafen und Durchschlafen bzw. Wieder-Einschlafen zusammen? Die Zürcher Kinderärzte Benz und Jenni (2014) glauben, dass es einen Zusammenhang gibt. Denn Kinder überprüften im Halbschlaf immer wieder die Begebenheiten. Und wenn sie wahrnehmen, dass sich die Situation gegenüber dem Einschlafen geändert hat, werden sie ganz wach (und rufen nach den Eltern o.ä.), so die Begründung. Sie wollen ihre Einschlafsituation wiederherstellen. Und sind sie beim Stillen, Tragen oder Singen eingeschlafen, fordern sie diese Einschlafhilfe nachts immer wieder. Laut Benz und Jenni (2014) sollten Babys und Kinder daher möglichst früh lernen, selbstständig einzuschlafen (allenfalls mit Nuscheli, Nuggi o.ä.), damit sie auch in der Nacht selbstständig wieder-einschlafen können.
Soll man Kinder also nicht intensiv in den Schlaf begleiten? Ist Einschlafstillen kontraproduktiv?
Nein, findet Lüpold (2014). Es sei ganz normal, dass Babys (und auch Kleinkinder) zum Einschlafen gestillt oder getragen werden. Denn allein im Bett einzuschlafen (ohne Körperkontakt zu einer Bezugsperson), könnten vor dem ersten Geburtstag nur ganz wenige – die meisten Babys würden lautstark protestieren.
Babys zum Einschlafen zu stillen, ist laut dem Evolutionsbiologen Renz-Polster (2010) ganz natürlich, denn mit grosser Wahrscheinlichkeit schliefen Kinder schon zu Urzeiten an der Brust ein. Auch Lüpold (2014) findet Einschlafstillen normal: Neugeborene schliefen ganz von selbst regelmässig an der Brust ein (wenn man sie lässt). Das Saugen ermüde, der Körperkontakt und die Inhaltsstoffe der Milch wirkten beruhigend und einschläfernd (es werden Endorphine und Oxytozin ausgeschüttet). So ist Einschlafstillen auch aus biologischer Sicht sinnvoll. Die Zusammensetzung der Muttermilch variiert laut Lüpold (2014) im Tagesverlauf: Morgens ist sie wach-machend und abends schlaffördernd, da sie dann zum Beispiel mehr Tryptophan enthält, das im kindlichen Organismus zu Melatonin umgebaut wird (wirkt wie ein Schlafmittel). Und wenn Babys nachts erwachen, schlafen sie durch Stillen meist gut wieder ein.
Aber: Schlafen Kinder besser oder eher durch, wenn sie abgestillt sind?
Oft erhoffen sich Eltern durch Abstillen (oder Beendigen des Einschlafstillens) ruhigere Nächte. Und es gibt auch einige, die von positiven Effekten berichten. Aber es muss nicht so sein. Manche haben nach dem Abstillen noch grössere Schlafunterbrechungen, da sie immer wieder aufstehen und Fläschchen machen müssen. Und auch wenn es zwischenzeitlich ruhiger wird, kann es mit dem nächsten Entwicklungsschub wieder zu häufigem Erwachen kommen. Denn abzustillen kann nicht verhindern, dass sich ein sicher gebundenes Kind nachts meldet, wenn es wach wird. Und das ist positiv anzusehen: Das Kind hat gelernt, seine Bedürfnisse anzumelden und darauf die gewünschte Reaktion zu erhalten (Nähe der Eltern, Nahrung etc.). (vgl. Lüpold, 2014)
Längerfristig lernen alle Kinder durchzuschlafen, so Lüpold (2014) – auch gestillte Kinder, die regelmässig an der Brust einschlafen. Bis dahin sei die vermehrte Zuwendung durch das Stillen für das Kind und seine Entwicklung ideal. Denn eines ist klar: Das Abstillen (und dadurch evtl. «verbesserten» Schlaf) dient nur den Eltern; für das Kind ist Stillen nach Bedarf (auch nachts) positiv, selbst wenn es häufige Schlafunterbrechungen zur Folge hat (vgl. Lüpold, 2014). Daher sollte abzustillen (oder Aufhören des Einschlafstillens) «nie im angeblichen Interesse der kindlichen Entwicklung empfohlen werden», so Lüpold (2014).
Dennoch muss die Situation natürlich langfristig auch für die Mutter akzeptabel sein. Von einer Mutter, die aufgrund von Schlafmangel durchweg gereizt und weniger feinfühlig ist, hat auch das Kind nicht so viel. Ob abzustillen der richtige Weg ist, muss jeder selbst entscheiden.
Was kann man sonst noch tun, damit das Kind möglichst ruhig schläft?
Eine grosse Hilfe können Zubettgeh-Rituale sein, die den Abend ausklingen lassen und das Zubettgehen einläuten. Wichtig ist dabei die Regelmässigkeit. Wie ein solches Ritual inhaltlich gestaltet wird, ist individuell und kann ganz unterschiedlich sein. Manche brauchen abends ruhige Aktivitäten (z.B. Lesen, Bilderbücher anschauen, Turm bauen), andere müssen sich nach dem Abendessen nochmals richtig austoben, um dann müde zu sein (z.B. auf der Couch toben, Spaziergang). Für manche muss das Ritual kurz sein, andere brauchen mehr Zeit für die Einstimmung. Wichtig ist am Ende: Dass das Kind müde ist, wenn es ins Bett geht. Denn wer nicht müde ist, kann nicht schlafen.
Wichtig ist auch eine gute und passende Schlafumgebung. Im Schlafzimmer sollte es nicht zu warm sein, die Luft nicht zu trocken. Für manche ist ein Nachtlicht wertvoll, andere brauchen komplette Finsternis. Es gibt Babys und Kleinkinder, die fühlen sich in Schlafsäcken wohl, andere können sie nicht leiden und sind in dicken Pyjamas, unter Zewi-Decken oder leichten normalen Decken besser aufgehoben.
Schlafsituation: eigenes Bett, eigenes Zimmer oder Familienbett?
- Beim Thema Schlafsituation liegen Vorstellung (der Eltern) und Realität oft auseinander: Während die Eltern vorab planen, das Kind im eigenen Bett schlafen zu lassen, liegt es später tatsächlich häufig mit im Elternbett.
- Das gemeinsame Schlafen entspricht auch dem natürlichen Verhalten und erleichtert das Stillen.

Ein grosses Diskussionsthema unter Eltern: Wo schläft der Nachwuchs? Im eigenen Zimmer? Im eigenen Bett im Schlafzimmer der Eltern? Oder direkt im Eltern-/Familienbett? Auch unter Ärzten und Wissenschaftlern gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Und die Empfehlungen variieren über die Zeit stark.
Fakt ist: Die ganz natürliche Schlafsituation für ein Baby ist ganz nah bei der (stillenden) Mutter. Beobachtungen von Menschenaffen und interkulturelle Studien zeigen, dass das gemeinsame Schlafen «spezies-typisch» ist (vgl. Blurton-Jones, 1972). In den meisten traditionellen Kulturen ist es auch heute normal, dass Mutter und Kind (oder die ganze Familie) an einem gemeinsamen Ort nächtigen. In wenigen entwickelten Staaten (etwa Japan und Korea) ist das «Co-Sleeping» ebenfalls üblich und gilt als kulturelle Norm.
Es gibt Hinweise darauf, dass gemeinsames Schlafen psychische und physische Vorteile für Mutter und Kind bringt (vgl. z.B. Ball et al., 1999). Nach Mosko und seinen Mitautoren (1997) schlafen Babys länger, wenn sie die Nacht mit den Eltern (oder der Mutter) im gemeinsamen Bett verbringen. Ausserdem wurde festgestellt, dass sich beim gemeinsamen Schlafen die Aktivitäten des Nervensystems von Mutter und Kind angleichen und sich die Schlafphasen synchronisieren, so dass die Mutter nicht aus dem Tiefschlaf gerissen wird, wenn sich das Kind nachts meldet (vgl. Mosko et al., 1997). Durch das Schlafen im gemeinsamen Bett wird ebenfalls das Stillen vereinfacht – das bringt zum einen in der Regel mehr Erholung für die Mutter und führt zum anderen dazu, dass das Kind öfter gestillt wird. Häufiges nächtliches Stillen bzw. Stillen nach Bedarf bringt – wie bereits erwähnt – zahlreiche Benefits mit sich, mitunter schützt es vor dem plötzlichen Kindstod (siehe dazu den Abschnitt zur nächtlichen Nahrung).
Doch in Europa, Nordamerika und einigen anderen Industrienationen herrscht zur Schlafsituation eine andere Meinung vor: Das Kind gehört ins eigene Bett. Gemäss der derzeit geltenden Empfehlung in der Schweiz schlafen Neugeborene am sichersten im eigenen Bett (ohne Kissen, Plüschtiere etc.) im Schlafzimmer der Eltern. Ein eigener Schlafplatz und gleichzeitig die Atemgeräusche der Eltern sollen Prävention gegen den plötzlichen Kindstod sein und gleichzeitig allen Schlaf bieten.
Heutzutage stösst das Familienbett auch in unserer Gesellschaft auf breitere Akzeptanz, doch vor einigen Jahren hiess es noch, man verziehe damit die Kinder, trainiere ihnen schlechte Gewohnheiten an, mache die Kinder abhängig, schade der Beziehung der Eltern, fördere Schlafprobleme und sei gefährlich (vgl. z.B. Lozoff et al., 1984 oder Schachter et al., 1989). Mit dem (eigentlich so natürlichen) «Co-Sleeping» wurde sogar eine erhöhte Kindersterblichkeit in Verbindung gebracht.
Noch drastischer war es vor 50 Jahren: Damals wurde gar davon abgeraten, das Babys im selben Raum schlafen zu lassen. Wright (1972) schreibt beispielsweise, dass die Mutter die Nacht über ängstlich sei, wenn das Baby im Schlafzimmer schlafe, immer in Alarmbereitschaft und dauernd nach dem Baby sehe. Dadurch bekäme sie keinen oder zu wenig Schlaf. Ausserdem könne es passieren, dass die Mutter das Baby nachts aus dem Bettchen nähme und – da sie müde sei – mit in ihr Bett nähme; schliefe sie schliesslich ein, könne das Baby ersticken.
Interessant ist, dass gemäss Studien doch auch in westlichen Industrienationen tatsächlich viele Kinder im Elternbett schlafen – obwohl es sich die meisten Eltern vor Geburt des Kindes anders vornehmen.
Mosko et al. (1997) befragten Paare/Mütter in den USA vor der Geburt und 2 bis 4 Monate nach der Geburt zur (geplanten) Schlafsituation mit ihrem Baby. An den Vorab-Interviews nahmen 60 Mütter/Paare teil, für die Folge-Interviews konnten noch 40 Probanden(-Paare) erreicht werden. Vor der Geburt gaben alle Eltern, die ihr erstes Kind erwarteten (23 Paare/Mütter) an, das Kind im eigenen Bettchen schlafen lassen zu wollen. Als Begründung gegen gemeinsames Schlafen wurde vor allem Angst (sich im Schlaf auf das Kind zu legen) aufgeführt. Von den «erfahrenen» Eltern (bereits mind. ein älteres Kind) hatte ein Drittel vor, mit dem Baby gemeinsam im Familienbett zu schlafen, zwei Drittel wollten es im eigenen Bett nächtigen lassen.
Die Realität sah anders aus: In den Folge-Interviews (2 bis 4 Monate nach der Geburt) berichteten 70 Prozent der Neu-Eltern, dass ihr Kind – zumindest zeitweise – im Elternbett schlafe. Von den erfahrenen Eltern nächtigten knapp 60 Prozent (mindestens manchmal) gemeinsam mit ihrem Baby im Bett. Als Grund wurde vor allem das einfachere Stillen genannt. Ausserdem gaben Eltern an, dass sich das gemeinsame Schlafen intuitiv gut und richtig anfühle und nah an der Natur sei. (vgl. Mosko et al., 1997).
Nach der Studie von Ball (2003), die ich oben schon einmal erwähnt habe (253 Familien wurden über die 4 Monate nach Geburt begleitet), schliefen ein Monat nach Geburt immerhin rund die Hälfte der Babys (zumindest einen Teil der Nacht) im Bett der Eltern, nach 3 Monaten war es noch knapp ein Drittel.
Fünf Elternpaare, die von Mosko et al. (1997) begleitet wurden, liessen ihre Kinder bereits ab Geburt in einem anderen Raum schlafen – alle fünf Kinder wurden nicht gestillt.
Nachtschreck und Alpträume: Was tun, wenn das Kind nachts verängstigt schreit?
- Bei einem Nachtschreck ist das Kind nicht wach. Es schreit im Schlaf. Eltern können nichts tun, ausser dabei zu bleiben, bis es wieder ruhig schläft.
- Nach Alpträumen erwacht das Kind vollständig und braucht Trost.
Manchmal wachen Kinder nachts nicht einfach auf, sondern weinen bitterlich und sehen verängstigt aus. Dann könnte der Nachtschreck oder ein Alptraum der Grund dafür sein. Was ist der Unterschied?
Im Kleinkindalter kommt der Nachtschreck nicht selten vor. Die Kinder schreien nachts plötzlich hysterisch auf, schlagen um sich, sind schweissnass und verzerren das Gesicht. Ein gruseliger Anblick für die Eltern, aber eigentlich nichts Schlimmes. Der Nachtschreck beschreibt ein unvollständiges Erwachen aus dem Tiefschlaf. Die Kinder sind nicht wach, daher auch nicht ansprechbar und können in diesem Moment auch nicht geweckt werden. Der Spuk hält in der Regel 5 bis 10 Minuten an, dann ist er ganz plötzlich vorbei. Das Kind legt sich wieder hin und schläft ruhig weiter. Typischerweise tritt der Nachtschreck in den ersten Stunden nach dem Einschlafen auf. Am nächsten Morgen weiss das Kind nichts mehr von der nächtlichen Situation (es war ja aus dem Tiefschlaf gar nicht richtig erwacht). (vgl. Benz/Jenni, 2014)
Was können die Eltern tun? Da das Kind weder wach ist noch geweckt werden kann, tut man am besten nicht viel. Natürlich ist es wichtig, beim Kind zu bleiben und dafür zu sorgen, dass es sich nicht weh tut. Ansonsten kann man nur abwarten.
Im Gegensatz zum Nachtschreck ereignen sich Alpträume meist in der zweiten Nachthälfte und in REM-Schlafphasen. Das Kind erwacht nach einem Alptraum vollständig, ist verängstigt und weint. Es macht sich bewusst bemerkbar, ruft nach den Eltern und sucht Trost und Geborgenheit. Zumeist braucht das Kind eine Weile, bis es sich vom Schreck erholt hat und wieder einschlafen kann. Normalerweise kann es sich an Alpträume später erinnern. Von Alpträumen können Kinder ab dem Kleinkindalter, aber auch ältere Kinder geplagt werden. (vgl. Benz/Jenni, 2014)
Erwacht das Kind aus einem Alptraum, braucht es Zuwendung. Eltern sollten Trost spenden und das Kind beruhigen, damit es wieder einschlafen kann. Mit älteren Kindern kann man über Träume auch sprechen und z.B. Bösewichte aus dem Zimmer verscheuchen.
Ein kleines Resümee…
Nächtliches Erwachen (auch häufiges) ist normal. Kinder können zu Beginn nicht durchschlafen, das ist von der Natur so gewollt. Nächtliches Erwachen dient der Nahrungsaufnahme und der Sicherheit (Überprüfen, ob Bezugsperson in der Nähe). Der Schlaf entwickelt sich aber mit der Reifung des Gehirns und irgendwann schlafen alle Kinder durch – die einen früher, die anderen später. Bis es so weit ist, ist Stillen nach Bedarf ideal, auch und gerade in der Nacht. Abzustillen kann der Mutter Erleichterung bringen, ist aber nicht im Interesse des Kindes. Ausserdem ist nicht gegeben, dass das Kind hinterher besser schläft.
Es ist ebenfalls normal und natürlich, dass Babys nicht selbstständig einschlafen können. Einschlafhilfen wie Tragen oder Stillen sind daher selbstverständlich. Muttermilch passt sich der Tageszeit an und wirkt abends schlaffördernd, wodurch sich Einschlafstillen anbietet.
Viele Babys und Kinder möchten nicht allein schlafen. Auch das macht evolutionär Sinn, da wir am schutzbedürftigsten sind, wenn wir schlafen. Daher wird auch bei Babys und Kleinkindern das Bindungssystem am stärksten aktiviert, wenn sie müde sind. Gemeinsames Schlafen entspricht der Natur des Menschen. Obwohl es sich die meisten Eltern in unserer Kultur vorab anders vornehmen, schlafen schlussendlich nicht wenige mit ihren Kindern gemeinsam im Familienbett, da so das nächtliche Stillen erleichtert wird.
Das Schlafbedürfnis ist individuell – bereits im Babyalter. Manche Babys kommen mit sehr wenig Schlaf aus, andere benötigen viel Schlaf. Länger als dem individuellen Bedarf entsprechend kann man nicht schlafen! Wenn das Baby viel Zeit benötigt, um einzuschlafen, oder nachts längere Zeit wach liegt, kann es sich lohnen, die Bettgehzeiten anzupassen.
Hier findet ihr Tipps, die die Gesamtschlafsituation verbessern können:
- feste Rituale am Abend
- auf einen strukturierten Tagesablauf achten
- für genügend Bewegung und frische Luft sorgen
- nur ins Bett, wenn wirklich müde (auf Anzeichen achten), aber auch nicht zu spät
- Gesamtschlafbedarf ermitteln/einschätzen: nicht zu lange Zeit im Bett verbringen lassen (Link zum 24-Stunden-Protokoll)
- Schlafsituation überdenken: Schlafen im Familienbett, um die Wachzeiten kurz zu halten
- Schlafumgebung anpassen: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht/Dunkelheit
- sich selbst kleine Auszeiten schaffen (am Tag, z.B. während des Mittagschlafs)
- akzeptieren, dass das Baby einem stark braucht und das evolutionär eine gute Strategie war.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Schlafmangel ganz schön an die Substanz geht! Unsere Tochter ist über das erste Lebensjahr hinaus sehr häufig erwacht (oft stündlich) und fand nur mit der Brust wieder in den Schlaf. Drei Stunden zusammenhängender Schlaf fühlten sich an wie Erholungsurlaub (gab es nur sehr selten). Nach der Einschlafbegleitung aufzustehen, klappte erst, als sie elf Monate alt war – und dann nur selten und nur für 15 bis 30 Minuten. Erst mit dem Jahresschub (13 Monate) wurde es etwas besser. Geholfen hat mir vor allem, die Situation anzunehmen, wie sie ist. Klingt banal, war für mich aber essenziell. Trotzdem war ich immer wieder der Verzweiflung nahe!
Falls ihr mit euren Kräften am Ende seid und kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, kann auch eine Schlafberatung eine gute Idee sein. Eventuell kann ein Schlafberater bzw. eine Schlafberaterin, der/die eure individuelle Gesamtsituation betrachtet, den ein oder anderen hilfreichen Tipp geben. Zu empfehlen sind z.B. Beratungen, die nach dem Konzept «1001Kindernächte» vorgehen. Hier geht es nicht darum, dass das Kind «schlafen lernt». Ich habe aus solch einer Beratung bspw. mitgenommen, mir aktiv im Alltag kleine Auszeiten zu schaffen (z.B. in Ruhe einen Kaffee trinken, während meine Tochter in der Trage schläft) und die Situation zu akzeptieren. Es ist nur eine Phase (auch wenn sie gefühlt unendlich lange dauert) und sie wird vorübergehen! Irgendwann kommen bessere Nächte! Versprochen!
Was denkt ihr zum Thema Babyschlaf? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Habt ihr den ein oder anderen Vorschlag oben ausprobiert? Oder habt ihr andere Tipps für «schlaflose» Eltern? Ich freue mich auf einen interessanten Austausch!
Quellenangaben
Anders, T. F., Goodlin-Jones, B., Sadeh, A. (2000). Sleep disorders. In: C. H. Zeanah (Hrsg.), Handbook of Infant Mental Health (2. Edit.), 326-338. New York: Guilford Press.
Ball, H. L., Hooker, E., Kelly, P. J. (1999). Where will the Baby Sleep? Attitudes and Practices of New and Experienced Parents Regarding Cosleeping with their Newborn Infants. In: American Anthropologist, New Series (101, 1), 143-151.
Ball, H. L. (2003). Breastfeeding, Bed-Sharing and Infant Sleep. In: Birth (2003, 30). Blackwell Publishing.
Benz, C., und Jenni, O. (2014). Schlafstörungen bei Kindern – Ein Ratgeber für unruhige Kindernächte (2.Auflage). Verfügbar unter https://www.kispi.uzh.ch/de/patientenundangehoerige/Broschueren/Seiten/document.axd?id=9a3b63fb-6610-4e7e-adc6-03b93af4fa1e0 (Zugriff: März, 2021).
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